Die Kreuzwege erinnern an den Leidensweg Jesu, die „via dolorosa“ in Jerusalem. Nach dem Evangelium ist Jesus den „schmerzhaften Weg“ am Morgen des Karfreitag nach seiner Verurteilung vom Amtssitz des Statthalters Pontius Pilatus zum Hügel Golgota, wo er um die 6. Stunde – die Mittagszeit – gekreuzigt worden ist, gegangen. Das Evangelium berichtet von einer kurz darauf eingetretenen Finsternis, die bis zum Tod Jesu am Kreuz um die 9. Stunde – also um 15 Uhr – gedauert hat.
Die Tradition der Kreuzwege geht auf das 14. Jahrhundert zurück, als Franziskaner diesen Brauch von Jerusalem nach Europa brachten. Seither wird der Kreuzweg vor allem während der Fastenzeit und am Karfreitag gegangen.
Der Birgelener Kreuzweg wurde 1908 entlang des Weges zum Birgelener Pützchen errichtet. Er war ein Geschenk von Josefa Breuer, genannt „Helmese Jöpp“, die 1914 im Alter von 77 Jahren verstarb.
Die ursprünglichen, aus gelbem Sandstein gefertigten Reliefdarstellungen des ursprünglichen Kreuzwegs wurden vom Bildhauer Jupp Koulen aus Heinsberg 1954 gereinigt und restauriert, weil sie durch Verwitterung aber auch durch mutwillige Zerstörung stark beschädigt waren. Die ebenfalls schadhaften Sockel wurden vom Maurer Otto Krokau, der nach dem Krieg von Duisburg-Hamborn nach Birgelen auf die Rosenthaler Straße gezogen war, aus Schevenhüttener Bruchstein als konische Sockel in wochenlanger, mühevoller Handarbeit erneuert. Diese Renovierung war damals vor allem von aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrten Soldaten angeregt worden. Die alten Stationen blieben bis 1973 in Birgelen und wurden nach vollständiger Restaurierung im ebenfalls 1973 eröffneten Niederrheinischen Freilichtmuseum Grefrath entlang der dortigen Wege wiedererrichtet.
Nach dem Abbruch alten Stationen im Herbst 1973 wurden die schlichten Rundbögen – insgesamt sind es 14 – im Jahre 1974 vom Bauunternehmer Johann Beckers aus Birgelen in eigens hierfür angefertigte Formen aus Beton gegossen und auf die noch gut erhaltenen Bruchsteinsockel gestellt. Die neuen Reliefs der Passionsgeschichte schuf der Bildhauer Bernhard Wehling aus Kevelaer. Einige Jahre später wurden die grauen Rundbögen mit einem weißen Anstrich versehen.
Am Karfreitag 1974 weihte Pater Werinhard, der damalige Leiter des Franziskaner-Kollegs St. Ludwig, Vlodrop, den neu gestalteten Kreuzweg.
Die aus Aluminium gefertigten Originalplastiken des Kreuzwegs sind heute im Besitz der „Volkskunst Anstalten“, Inhaber Gunther Pferdmenges in Kevelaer-Winnekendonk, der seinerzeit das Devotionaliengeschäft von Bernhard Wehling übernommen hatte.
Nachdem die Darstellung der 11. Station in der Nacht nach dem Pützchenssonntag im Jahr 2013 von unbekannten Tätern gewaltsam entfernt und gestohlen worden war, konnte mithilfe der Originalplastik eine neue Figur von der Bronzegießerei Butzon und Bercker in Kevelaer angefertigt werden. Wenig später wurde die 11. Station originalgetreu wiederhergestellt.
Eine kleine Begebenheit, die sich während des zweiten Weltkrieges am Kreuzweg zum Pützchen ereignete, hat der damalige Birgelener Pfarrer Hermann-Josef Zurmahr in der Pfarrchronik festgehalten:
„Als ein orkanartiger Sturm den Wald in Richtung Pützchen „kriegsmäßig“ heimgesucht hatte (1943) wurden auch die in einer Baracke in Nähe des Rosenthaler Bahnhofs internierten französischen Kriegsgefangenen zu Aufräumungsarbeiten eingesetzt. Darunter waren auch einige französische Geistliche. Einer von ihnen hat wohl auf der Rückseite einer Kreuzwegstation mit Bleistift den Spruch geschrieben:
„La passion est le temps le plus riche de la vie!“
(Das Leiden ist die wertvollste Zeit des Lebens)“